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Über unsere Wahrnehmung.

Von dem, was wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen.

Versetzen wir uns einmal in die Lage unseres Gehirns:

Eingesperrt in einen runden Käfig aus Knochen. Kein Licht – nur Dunkelheit. Geräusche nehmen wir nicht wahr. Auch keine Gerüche. Keine Berührung. Keine Wärme und keine Kälte.        
Verbunden mit dem, was draußen passiert, sind wir nur über ein paar dünne Nervenbahnen. Das war´s.

Organe zweifelhaften Zustands liefern uns Signale. Sagen uns, was sie hören, sehen, riechen fühlen. Unsere Ohren, unsere Augen, unsere Nase, unsere Haut, unser Tastsinn.

Wie gut diese Organe drauf sind, hängt davon ab: sind sie noch jung, oder schon alt. Sind die müde oder fit. Geschädigt durch äußere Einflüsse oder kerngesund. Und wie sind ihre Voraussetzungen – verfügen Sie über viele, gesunde Nervenzellen, über viele und welche Rezeptoren – und so weiter.

Ein Leben lang wird unser Gehirn von unseren Sinnen gefüttert. Es lernt stetig, macht seine Erfahrungen – schon im Mutterleib.

Doch niemand kann ihm sagen, ob das rot, das ihm durch unsere Augen gezeigt wird, auch wirklich rot ist. Oder vielleicht etwas ganz anderes. Oder ob das Geräusch, das die Ohren aufnehmen, auch tatsächlich das ist, für das wir es halten.

Die Definition der Farbe Rot, des bestimmten Geräuschs oder Gefühls erarbeitet unser Gehirn laufend auf Basis seiner zahlreichen Erfahrungen.
Und das, was dabei herauskommt, wird häufig nicht objektiv sein.

Im Gegenteil – im Grunde ist alles, was unser Gehirn aufnimmt und verarbeitet, eine Interpretation dessen, was ihm von unseren Sinnesorganen zur Verfügung gestellt wird.

So wissen, wir, dass jeder Mensch seine Sinnesorgane unterschiedlich ausgeprägt hat. Manche hören hohe Töne besser als andere, im Alter ändert sich das ohnehin. Oder unser Geschmackssinn. Dieser ist höchst unterschiedlich ausgeprägt, letztlich bedingt durch die Anzahl und Art unserer Rezeptoren in Mund und Nase, aber auch bedingt durch unsere Prägung, also, was wir im Laufe unseres Lebens als angenehm oder unangenehm gelernt haben.

Was ist Wahrnehmung:      
Der Prozess der Wahrnehmung besteht in der Aufnahme externer Sinnesreize über Rezeptoren (Augen (Sehen), Ohren (Hören, aber auch Gleichgewicht), Nase (Riechen, auch Geschmack), Mund (Geschmack), Tasten und Fühlen (Hände, aber auch über den gesamten Körper)) und der Verarbeitung dieser über unser Gehirn.
Dabei ist der Vorgang der Wahrnehmung ausgesprochen komplex und durch sehr viele Faktoren beeinflusst. Daher finden sich Erklärungen für unsere Wahrnehmung u.a. in den Bereichen der Kognition, der Psychophysik und der Physiologie.       
Unsere Wahrnehmung ist in der Regen nicht objektiv. Vielmehr ist sie von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren abhängig, zu der auch unsere Erfahrung gehört.


Im Umkehrschluss bedeutet dies: unsere Wahrnehmung ist stets subjektiv.

Zwei Beispiele:

A)             B)

A)   Der eine Betrachter wird hier eine Vase erkennen, ein anderer Betrachter 2 Gesichter. Erst bei genauerer und wiederholter Betrachtung werden beide Sichtweisen deutlich.

B)   Hand auf´s Herz: wer hat hier eine Gruppe von Delphinen gesehen?

Zusätzlich zur Tatsache, dass unsere Wahrnehmung subjektiv ist, so ist sie zudem selektiv. Unserem Gehirn wäre es nicht möglich, sämtliche Sinneseindrücke, die permanent eintreffen, zu verarbeiten. Daher selektiert es vermeintlich wichtige von unwichtigen zu trennen – und nur die vermeintlich wichtigen weiterzuverarbeiten.

Insbesondere hier liegt die Tücke, was das Beispiel von Zeugenaussagen deutlich macht – welche nämlich signifikant voneinander abweichen können, je nachdem, wie der jeweilige Zeuge seine Informationen (bewusst und vor allem unbewusst) selektiert hat.
Ein anderes, vielleicht schöneres Beispiel ist die Show „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell. Hier bestand eine der Aufgaben darin, möglichst viele Gegenstände, die auf einem Laufband am Kandidaten vorbeizogen, anschließend aus dem Gedächtnis aufzusagen. Es gibt sehr viele spannende Beispiele und Experimente zum Thema der selektiven Wahrnehmung!

Wir nehmen unsere Eindrücke also über unsere Sinneskanäle wahr. Und zwar in der Regel über alle, soweit sie uns zur Verfügung stehen.   
Wenn wir etwas essen oder trinken, dann werden wir dies über alle unsere Sinne wahrnehmen: wir schmecken, wir riechen, wir sehen und wir spüren. All dies zusammen macht den Gesamteindruck. Auch hier gibt es eine Reihe von Experimenten. Ein Beispiel aus der Realität: Coca Cola hatte seine Cola einmal ohne (den geschmacklosen) typisch braunen Farbstoff (Zuckerkulör = E150d) auf den Markt gebracht – was ein Flop war. So wird handelsüblicher Whisky oder Rum i.d.R. ebenfalls mit Zuckerkulör gefärbt, um den Eindruck der Fassreife und damit den Geschmackseindruck zu unterstützen. 
Oder: Kinder von industriellem Fruchtjoghurt auf selbst gemachten umzustellen, ist nicht einfach, weil die Erwartung an den Geschmack und die Farbe von Erdbeerjoghurt (leider) mit dem Original wenig zu tun hat. Wir haben gelernt, wie Erdbeerjoghurt zu schmecken hat.     
Kurz gesagt: wir schmecken, was wir erwarten!

Wozu führt nun diese Erkenntnis:

Jeder Mensch nimmt seine Eindrücke subjektiv wahr.

Das Gehirn jedes Einzelnen ist in sehr unterschiedlicher Weise ausgeprägt, trainiert, konditioniert. Es verfügt also über eine Disposition, die angeboren ist, sowie eine große Sammlung an Erfahrungen, auf die es permanent zurückgreift.

Dies bringt es bei der Bearbeitung in Zusammenhang.
Nun sind aber sowohl Disposition, als auch Erfahrung eines jeden Menschen anders. Heißt im Weiteren, dass nicht jeder Mensch jeden Eindruck gleich identifiziert und interpretiert.

Ein gutes Beispiel ist die Schärfe beim Essen:

Zum Einen ist es eine Frage der körperlichen Disposition, inwieweit ein Mensch Schärfe wahrnehmen kann. Dann kommt die „Erziehung“ hinzu – also beispielsweise der kulturelle Kontext. Durchaus auch die Tagesverfassung.
Komme ich bereits sehr früh mit scharfen Speisen in Kontakt, weil es zum Kulturkreis gehört, so gibt es zum Einen den Trainingseffekt – ich gewöhne mich also an die Schärfe.      
Zum Anderen könnte das Gehirn darauf konditioniert sein, Schärfe mit angenehmen Erlebnissen zu verbinden, beispielsweise das stets schöne, aber scharfe Essen bei den Großeltern.

Im Grunde ist das bei allen anderen Sinneseindrücken auch. Sind die Eindrücke gut – oder weniger gut - trainiert, sind sie positiv oder negativ „belegt“, sind die Sinneskanäle entsprechend ausgeprägt und so weiter.

Nun ist es jedoch auch hier, wie bei allen Aspekten der zwischenmenschlichen Interaktion:

Unsere Interaktion, konkreter: unsere Kommunikation, basiert neben zahlreichen weiteren Aspekten auf der Art und Weise, wie wir Eindrücke verarbeiten.

Nehmen wir ein einfaches Gespräch zwischen zwei Menschen:

Auf der einen Seite nehmen wir unseren Gesprächspartner auf eine uns eigene Art und Weise wahr. Dies basiert natürlich in erster Linie über unsere Augen. Dann aber auch durch unseren Geruchssinn – und natürlich über unsere Ohren, indem wir die Stimme des Gegenüber hören.

Ein uns störender Geruch (das kann durchaus auch ein Parfüm sein, das uns an einen uns unangenehmen Menschen erinnert) kann unser Kommunikationsverhalten beeinflussen (ebenso, wie ein uns subjektiv entsprechend angenehmer Geruch). Die Stimmhöhe, die Art der Ausdrucksweise etc. beeinflusst uns, allein auf Basis unserer eigenen Erfahrungen.

Es kann vorkommen, dass uns ein Gegenüber aus einem uns völlig unerklärlichen Grund unangenehm ist. Die Ursache kann darin liegen, dass wir in als Säugling mit einem Menschen mit ähnlicher Stimme konfrontiert waren, der uns damals unangenehm war, der uns zum Weinen brachte. Gleiches kann auch für optische Attribute gelten, wie zum Beispiel Bartträger, oder Menschen mit anderer Hautfarbe. Unser Gehirn interpretiert bzw. verknüpft entsprechend, ohne, dass wir dies aktiv mitbekämen, noch, auf Anhieb beeinflussen könnten.

Andererseits können es natürlich auch die Inhalte einer Konversation sein, die bei den Gesprächspartnern unterschiedliche Interpretationen auf Basis der eigenen, individuellen Erfahrungen auslösen.  

Die Kenntnis dieser Phänomene kann helfen, die Tücken der zwischenmenschlichen Interaktion besser zu kennen uns so Fehler in der Kommunikation zu reduzieren.